Ratgeber Geldanlage

Finanzen für Frauen

Warum es wichtig ist, dass sich Frauen auch mit dem Thema Finanzen beschäftigen.

Das Thema Finanzen für Frauen ist so aktuell wie nie zurvor. Vor 20 Jahren musste sich noch keiner so wirklich mit dem Thema Finanzen befassen: Am Sparbuch bekam man stabile Zinsen von vier Prozent oder mehr pro Jahr, konnte auf seine Gelder jederzeit zugreifen und hatte so gut wie kein Risiko eines kompletten Kapitalverlustes. Heutzutage sieht die Welt leider komplett anders aus: Die Inflation ist hoch, die Zinsen auf das Sparbuch sind nur noch im untersten Zehntelprozentbereich angesiedelt, die Gehälter und Pensionen werden jedes Jahr weniger erhöht, als die Inflation ausmacht und jeden Monat bleibt weniger in der Geldbörse übrig. Doch was kann man tun, um diesem Teufelskreis zu entkommen und zumindest ansatzweise an die Zeiten der hohen Zinsen anknüpfen zu können? Die Antwort lautet ganz klar: Investieren!

Männer haben ganz klar die Nase vorne

Laut einigen Studien und Umfragen ist heutzutage immer noch ein Großteil der Menschen in den sicheren Häfen unterwegs und hat das Meiste an Ersparnissen auf dem Sparbuch oder dem Konto geparkt. Sie ignorieren die Tatsache der hohen Inflation und akzeptieren die Lage in der Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser werden wird. Doch die vergangenen Jahre der lockeren Geldpolitik haben ihre Spuren hinterlassen und es scheint, als würde die Zeit der hohen Sparbuchzinsen lange nicht mehr zurückkehren, eventuell sogar gar nicht mehr.

Doch nicht jeder ignoriert die schwierige Zeit und immer mehr wagen sich an die Kapitalmärkte heran. Doch der prozentuelle Anteil der Bevölkerung ist immer noch viel zu wenig und es könnten und müssten eigentlich viel mehr sein. Bei den Männern ist es ein niedriger zweistelliger Prozentbereich, welcher seine Finanzen selbst in die Hand nimmt und in die Wirtschaft investiert, bei den Frauen sind es gar nur ein paar wenige Prozente.

Warum genau bei Frauen die Investition ihrer Ersparnisse sinnvoll ist

Vor über 50 Jahren gab es ein ganz klares Rollenbild in jeder Familie: Der Mann ging Vollzeit arbeiten und brachte das Geld für den Haushalt nach Hause, die Frau war durchgehend zuhause und war für den Haushalt zuständig, sowie musste meistens alleine die Kinder versorgen und großziehen. Bezüglich Finanzen war sie ganz klar von ihrem Mann abhängig und im Falle einer Scheidung oder Trennung hatte sie ein großes Problem, da sie kein fixes Einkommen hatte und so auf den Unterhalt angewiesen war. Natürlich wird es auch heute noch Familien geben, welche so oder so ähnlich geführt werden, dies ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel geworden. Heutzutage sind die meisten Frauen ebenfalls als Vollzeitkraft angestellt und nicht mehr von ihrem Partner oder Mann abhängig, sondern kommt alleine mit ihren Ressourcen aus. Eine Sache hat sich aber bis heute noch nicht geändert: Die Geburt und die Erziehung der Kinder und der Gender-Gap, auf diese Punkte werden wir etwas später noch genauer eingehen, denn nun sehen wir uns die Entwicklung der Pension und die Gefahr der Altersarmut an.

Ein Mann, der mit 18 Jahren nach der Schulausbildung zu arbeiten beginnt, wird in den meisten Fällen bis zu seinem Pensionsantritt durchgehend arbeiten gehen. Einzige Ausnahmen wären hier z. B. ein schwerer Arbeitsunfall mit der Folge, nicht mehr arbeiten gehen zu können, eine Berufskrankheit oder vielleicht eine Ausbildung. Hier besteht dann zum Pensionsantritt der volle Anspruch auf die Pension und die Jahre des letzten Lebensabschnittes sind gesichert. Heutzutage ist es jedoch so, dass die Prognose der erwartbaren Pension immer düsterer wird und sogar schon viele Meinungen kursieren, dass es eventuell zu einer Einheitspension für alle kommen könnte, die sich dem Mindestlohn anpasst.

Falls du dir nun denkst, dass es sich hier wieder nur um eine der düsteren Prognosen eines Pessimisten handelt, so muss ich dich leider enttäuschen, denn dieses Szenario ist leider alles andere als unrealistisch. Laut einer Hochrechnung muss in 40-50 Jahren eine arbeitende Person die Pension eines Pensionisten zahlen, dass das bei einer aktuellen Pension nicht möglich sein wird, wird Ihnen spätestens jetzt bewusst sein. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken und eine Altersarmut zu vermeiden, investieren immer mehr Männer in die Kapitalmärkte und das sollten Frauen aus den folgenden Gründen noch dringender machen:

Leider existiert noch immer der sogenannte Gender-Gap: Frauen verdienen also für den exakt gleichen Beruf mit den gleichen Arbeitszeiten um bis zu einem Drittel weniger, als ein Mann. Ist das Gehalt geringer, wird also auch die Pension geringer ausfallen. Eine durchschnittliche Familie hat heutzutage zwei Kinder. Wie wir vorhin schon gehört haben, ist die Frau während dieser Zeit einige Zeit nicht angestellt und erhält nicht den vollen Lohn. Gehen wir von dieser Durchschnittszahl aus, so ist eine Frau pro Kind samt der Mutterschutz-Zeit in der Schwangerschaft vier Jahre zuhause, bei zwei Kindern also ca. acht Jahre, diese Jahre wirken sich dann leider auch negativ auf die Pension aus. Du siehst also: Bei Frauen ist die Gefahr der Altersarmut sowie einer zu geringen Pension noch größer als bei Männern, daher sollte eigentlich der Frauenanteil an den Kapitalmärkten höher sein, als der Männeranteil, doch wie wir bereits gehört haben, ist leider das Gegenteil der Fall.

In welche Assets können Frauen investieren und eine kurze Vorstellung davon

Investieren können Frauen prinzipiell in alle Anlageklassen, in die auch Männer investieren können, es gibt also keine Ausschließung aufgrund des Geschlechts. Folgend stelle ich dir die bekanntesten und beliebtesten Investitionsmöglichkeiten für Frauen kurz vor:

Aktien und ETFs: Diese sind wohl die am meisten bekannte Möglichkeit, sein Geld in die Wirtschaft zu investieren, doch im Volksmund werden Aktien leider immer noch als hochriskant und spekulativ bezeichnet, dies stimmt zwar, jedoch nur wenn man es falsch macht. Bei Aktien handelt es sich um Anteile an einer Aktiengesellschaft, z. B. Apple. Macht das Unternehmen einen guten Gewinn oder bringt gute neue Produkte auf den Markt, so kaufen in der Regel mehr Menschen Aktien dieses Unternehmens und der Kurs und somit der Wert deines Geldes steigt, natürlich ist auch der umgekehrte Fall mit fallenden Kursen möglich. Bei einem ETF handelt es sich um ein Paket mehrerer hundert oder tausend Aktien, welche einen großen Index, wie den SP500 abbilden. Willst du in diese Anlageklasse investieren, so solltest du zuerst deine Risikobereitschaft definieren: Mit Aktien sind sehr hohe Renditen möglich, jedoch können diese auch stark fallen. Hier solltest du dann auf keinen Fall panisch alles verkaufen, sondern brauchst einen langen Atem und wenn du deine Unternehmen gut analysiert hast, musst du dir langfristig keine Sorgen machen. Willst du dich nicht mit der Analyse beschäftigen und bist auch mit kleineren Renditen zufrieden, solltest du nur in ETFs investieren. Diese sind sicherlich auch die beste Lösung für Frauen, die sich nicht größer mit den Finanzmärkten befassen wollen, denn auch mit ETFs fährt man im Schnitt eine jährliche Rendite von fünf bis sieben Prozent ein.

Kryptowährungen: Diese Anlageklasse ist hochvolatil und eher mit Vorsicht zu genießen. Hier sollten Frauen nur investieren, wenn sie einen Totalverlust ihres Investments verkraften könnten. Die bekannteste Kryptowährung ist der Bitcoin, sollten Sie unbedingt in das digitale Gold investieren wollen, so bietet sich wahrscheinlich am ehesten eine Investition in den Bitcoin an. Du musst dich nicht weiters mit der Blockchain-Technologie befassen, denn heutzutage gibt es schon viele Krypto-Anbieter, welche die Investition in Kryptowährungen ohne große Vorkenntnisse ermöglichen.

Edelmetalle: Gold war und ist immer schon ein sehr beliebter Wertspeicher in Krisenzeiten gewesen, so auch heute noch. Du kannst dir keine Kursexplosionen erwarten, jedoch wird der Preis auch nicht rapide in den Keller rasseln. Für Frauen würde sich hier die Möglichkeit anbieten, sich einen kleinen Goldbarren oder Münzen zu kaufen und zuhause oder in einem Bankfach aufzubewahren, damit man zum Pensionsantritt bei Geldmangel zur Bank gehen und dieses verkaufen kann, denn die Inflation gleicht Gold in den meisten Fällen aus.

Sachwerte: Seit einigen Jahren wird auch die Investition in Sachwerte wie z. B. Uhren immer beliebter, denn auch damit lassen sich hohe einstellige Renditen pro Jahr einfahren, teilweise sogar mehr. Da nicht jeder das Geld hat, sich eine Rolex um 50.000 Euro zu kaufen, kamen in letzter Zeit einige Anbieter auf den Markt, welche eine Uhr in Anteile zu je 50 Euro aufteilen und so vielen Usern die Möglichkeit geben, an der Wertentwicklung dieser zu partizipieren. Dies basiert auf einer Token-Strategie und ist auch für Frauen die ideale Möglichkeit, ihr Portfolio breiter zu diversifizieren.

Eine mögliche Anlagestrategie anhand eines Praxis-Beispiels

Um ein ungefähres Gefühl zu entwickeln, wie eine Frau an den Finanzmärkten tätig werden könnte, schauen wir uns nun ein realistisches Beispiel aus der Praxis an:
Wir nehmen als Ausgangslage eine alleinerziehende Mutter mit einem sechs Jahre altem Kind. Durch die Trennung vom Vater des Kindes bekommt die Mutter jedes Monat 300 Euro Unterhalt. Der Staat unterstützt mit einem Kindergeld von rund 200 Euro. Da das zum Überleben logischerweise zu wenig ist, geht die Mutter einem 30 Stunden Teilzeitjob nach, wo Sie aufgrund ihrer guten Ausbildung 1650 Euro im Monat verdient. Danach kommen die ganzen Ausgaben ins Spiel, welche von den Einnahmen abgezogen werden: Es wird ein Kredit in Höhe von 150 Euro monatlich zurückgezahlt, für Kleidung und Freizeitausgaben gehen ungefähr 250 Euro monatlich drauf, dann werden 50 Euro monatlich für das Kind auf die Seite gelegt. Die Warmmiete schlägt sich mit 600 Euro monatlich nieder, für den Strom, das Internet und den Handyvertrag werden 100 Euro fällig. Schließlich kommen noch für die Lebensmittel 250 Euro und für das Auto samt Tank 200 Euro im Monat weg.

Zieht man nun die Ausgaben von den Einnahmen ab, bleiben am Ende rund 550 Euro übrig. Nun sollte man vielleicht davon 150 Euro monatlich auf ein separates Spaßkonto überweisen und die restlichen 400 Euro investieren. Da eine alleinerziehende Mutter auf keinen Fall ihr Geld verlieren sollte, kann man folgende Aufteilung anwenden:
350 Euro werden jeden Monat per Sparplan in einen weltweiten, breit gestreuten ETF investiert, hierbei ist das Risiko eines kompletten Kapitalverlustes so gut wie ausgeschlossen. Erwarten kann man hierbei jährlich eine Rendite von ca. fünf bis sieben Prozent, jedoch sollte der Anlagehorizont mindestens zehn Jahre betragen, da es kurzfristig natürlich auch zu stärkeren Schwankungen kommen kann. Die restlichen 50 Euro im Monat investiert man in etwas riskantere Assets, z. B. einen Anteil einer teuren Uhr, einen monatlichen Sparplan auf einen Krypto-ETF usw.

Dieses Beispiel ist etwas optimistischer angesetzt, denn es gibt wenig alleinerziehende Mütter, welche es schaffen, jedes Monat 500 Euro zu sparen. Doch das muss auch nicht sein, denn auch schon eine monatliche Sparsumme von 100 oder 150 Euro kann durch den Zinseszins-Effekt einiges bewirken: Fängt man als 20-jährige Frau an, jedes Monat 150 Euro in einen breit gestreuten ETF mit einer Rendite von sechs Prozent pro Jahr zu investieren und lässt dies 40 Jahre bis zum Pensionsantritt laufen, so kommt am Ende eine ganz schöne Summe zusammen und die Altersarmut ist abgewendet.
Du siehst also: Es müssen nicht ein paar Hundert Euro monatlich investiert werden, um sich nicht vor dem Rentenbescheid fürchten zu müssen, selbst eine Summe von 100 Euro monatlich reicht vollkommen aus und lässt dich mit einer besseren Pension dastehen, als wahrscheinlich 90 Prozent deiner Generation.

Also mache dich auf keinen Fall von deinem Mann oder deiner Pension finanziell abhängig, denn eine Trennung passiert schneller als du denkst und es weiß keiner, wie die Pensionen in 30-40 Jahren aussehen werden. Nimm am besten jetzt sofort deine Finanzen selbst in die Hand und schreibe dir einen Finanzplan, wo du deine monatlichen Einnahmen und Ausgaben aufschreibst und dabei versuchst, unnötige Ausgaben zu vermeiden bzw. wenn möglich dein Einkommen zu erhöhen. Die Summe, die dir am Ende jedes Monats übrig bleibt und auf die du zumindest die nächsten zehn Jahre verzichten kannst, investierst du jeden Monat per Sparplan in Aktien, ETFs und Kryptowährungen bzw. Sachwerte. Zu deinem Pensionsantritt wirst du eine stolze Summe auf deinem Konto haben und dankend zurückblicken auf die Zeit, wo du diesen Ratgeber gelesen hast und im Anschluss daran selbst durchgestartet bist.

Aktualisiert am 30. Januar 2024