Ratgeber Haushalt

Ökostrom

Ökostrom – Günstiger Strom aus erneuerbarer Energie

Ökostrom

Früher wurden Ökos kritisch beäugt und waren eher eine Randerscheinung der bürgerlichen Gesellschaft. Doch das Bild hat sich stark gewandelt – heute ist das anders. Ökologisch leben und handeln ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und gehört zum guten Ton. Jeder Haushalt kann heute einfach und kostengünstig einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten: mit Ökostrom. Dafür muss eine Familie oder eine Firma ihre Gewohnheiten nicht ändern, denn die grüne Energie kommt aus der Steckdose. Doch wo und wie entsteht die Elektrizität, die wir selbstverständlich jeden Tag verbrauchen? Hier lesen Sie über die wichtigsten technischen und finanziellen Fakten zum grünen Strom.

Der Strom fließt grün – dank norwegischem Wasser

Elektrizität wird, ähnlich wie Güter oder Wertpapiere, als Handelsobjekt an speziellen Börsen gehandelt. Dafür werden standardisierte Pakete mit zeitlich abgegrenzten Strommengen gebündelt. Die konventionelle Elektrizität aus Frankreich, Österreich und Deutschland wird an der European Energy Exchange (EEX) mit Sitz in Leipzig ge- und verkauft. Aus eigener Produktion kann Deutschland die Inlandsnachfrage nach zertifiziertem Ökostrom schon seit Jahren nicht mehr befriedigen. Der überwiegende Anteil des in der Bundesrepublik verwendeten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammt aus Wasserkraftwerken in Norwegen. Dieser grüne Strom wird an der Nord Pool AS Energiebörse, ansässig in der norwegischen Stadt Lysaker, gehandelt.

Die Energiekonzerne sind gesetzlich verpflichtet, dem Kunden die exakte Herkunft des Stroms nachzuweisen. Dies funktioniert über die im Jahr 2002 eingeführten Herkunftszertifikate (Renewable Energy Certificate kurz REC). Damit diese nicht mehrfach verwendet werden können, entwertet das Umweltbundesamt nach dem Kaufabschluss die Zertifikate. Rund 40 % des zertifizierten Ökostroms finden durch den Ankauf aus anderen Ländern ihren Weg in das deutsche Stromnetz. Bei genauerer Betrachtung liegt der Anteil noch höher.

Mit der Verabschiedung des Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (Kurz Erneuerbare-Energien-Gesetz oder EEG) im Jahre 2000 wurde die Energiewende in Deutschland eingeleitet. Der Staat fördert seither die Abkehr von karbon- und uranlastiger Stromerzeugung hin zur Gewinnung von Elektrizität aus regenerativen Energiequellen. Das EEG wurde seither mehrfach novelliert – zuletzt im Dezember 2020 – und den veränderten energiepolitischen Gegebenheiten angepasst.

Paradox: Erhält ein Stromerzeuger Förderungen nach dem EEG und erzeugt Strom aus erneuerbaren Quellen, darf er diese Elektrizität nicht als Ökostrom anbieten. Würde er das nämlich tun, erhielte er unrechtmäßig eine weitere Subventionierung sowie einen erhöhten Gewinn. Deshalb muss der Erzeuger sein Produkt ohne spezielle Kennzeichnung an der Energiebörse anbieten. Auf diese Weise wird undeklarierter Ökostrom ins Netz eingespeist. Wollen Sie als Verbraucher explizit zur Energiewende beitragen, kaufen Sie Ökostrom, der auch als solcher bezeichnet werden darf. Es muss Strom sein, der nicht durch das EEG gefördert wird. Nur wenn ein Anbieter seine gesamte Elektrizität aus nicht-EEG-geförderten Quellen bezieht, darf er diesen auch als 100 prozentigen Ökostrom bezeichnen. Durch die staatlichen Subventionen wird die nachhaltig erzeugte Elektrizität heute zum annähernd gleichen Preis wie konventioneller Strom angeboten. Der Staat übernimmt an dieser Stelle seine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Jede Bürgerin kann einen Beitrag zur Energiewende leisten und diese durch ihre Nachfrage Stück für Stück vorantreiben. Auf diese Weise kann jeder durch sein Handeln positiven Einfluss nehmen und etwas gegen Erderwärmung und für den Schutz der Mitwelt tun.

In eine bessere Zukunft investieren und dabei sparen: Was kostet Ökostrom?

Die Preise von Ökostrom brauchen heute keinen Vergleich mit denen der Grundversorger mehr zu scheuen. Die Grundversorger sind (gemäß §26 des Energiewirtschaftsgesetzes) die örtlichen Energieversorgungsunternehmen, die in einer räumlich genau definierten Region am meisten Haushalte mit elektrischem Strom beliefern. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie auch den preisgünstigsten Strom liefern. Während die Grundversorger früher – quasi in einer Monopolstellung – das Maß aller Dinge waren, geraten sie heute deutlich ins Hintertreffen beim Wettbewerb um die Gunst der Kunden. Die mangelnden Kundenbindungsmaßnahmen der Stromriesen und die zahllosen Angebote im Internet befeuern die Wechselbereitschaft der Verbraucher.

Laut einer Erhebung der Bundesnetzagentur aus dem Jahr 2020 kann ein privater Stromkunde durchschnittlich rund zwei Eurocent pro verbrauchter Kilowattstunde (kWh) gegenüber dem jeweiligen Grundversorger sparen, wenn er in einen der zahlreichen Ökostromtarife wechselt. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit vier Mitgliedern und einem Jahresverbrauch von 5.000 kWh errechnet sich leicht eine Ersparnis in Höhe von rund 100 Euro. Wer noch mehr für die Zukunft tun möchte, vielleicht gerade mit Baumaßnahmen beschäftigt ist und nachhaltig investieren möchte, sollte über eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Hausdach nachdenken. Je nach Anlage, Verwendung und Investitionssumme gibt es lukrative Förderangebote der öffentlichen Hand. Der Preis pro Kilowattstunde selbst erzeugten Stroms wird mit 10 bis 15 Cent angegeben. Selbst bei durchschnittlichem Stromverbrauch im Haushalt amortisiert sich die Investition somit relativ schnell. Darüber hinaus nehmen private Betreiber natürlich eine Vorbild- und Vorreiterfunktion in der Nachbarschaft ein und dürfen sich dessen rühmen. Grün geht also günstig und nachhaltiges Konsumverhalten zahlt sich auch für den Otto Normalverbraucher aus.

Grün, gut, günstig: Die neuen Ökostrom-Tarife

Für den Bezug von Ökostrom müssen Sie Ihren Geldbeutel nicht überstrapazieren. Sie brauchen nur den passenden Stromanbieter. Am einfachsten ist es, sich zunächst seine alten Stromrechnungen vorzunehmen und den durchschnittlichen Verbrauch im Jahr zu errechnen. Diesen Wert brauchen Sie, um den für Sie günstigsten Preis pro Kilowattstunde Strom herauszufinden. Preise und Anbieter können variieren je nach Jahresverbrauch, Wohnort, Anteil von echtem Ökostrom und der Diskontierung mit Boni. Die Boni für einen Jahresvertrag sind in jedem Fall attraktiv, verbergen aber oft eine Kostenfalle. Nach Ablauf des Vertragsjahres schnellt der Strompreis nämlich oftmals in die Höhe. Wenn Sie die Boni nutzen möchten, müssen Sie gegebenenfalls auf die Kündigungsfristen achten und jährlich den Anbieter wechseln.

Wem das zu umständlich ist, der greift auf durchschnittlich günstige Tarife zurück. Hier dürfen Sie annehmen, dass die Tarife langfristig kalkuliert sind und nicht jährlich steigen. Bei der Durchsicht der verschiedenen Anbieter fällt auf, dass die Liste mittlerweile lang ist und dass sich viele namhafte Stromanbieter darunter befinden, die kein grünes Image haben. Es stellt sich die Gretchenfrage: Wie öko soll/darf Elektrizität sein und welchen Preis sind Sie bereit dafür zu bezahlen?

Suchen Sie nach Tarifen, die einen hohen Anteil an durch das EEG geförderter Elektrizität enthalten. Sie werden in großer Auswahl und zu interessanten, verbraucherfreundlichen Preisen angeboten. Sie sparen Geld und tun etwas zur CO² Verringerung und -vermeidung. Für Verbraucherinnen allerdings, die mehr für die Energiewende machen und aktiv gegen den Klimawandel vorgehen möchten, gibt es Tarife mit anderen Energiemix und einer umfassenden Produktphilosophie.

Werden Sie Ökostrom-Aktivist, ohne sich an einen Baum zu ketten

Können Sie sich vorstellen, Ökostrom-Aktivist zu sein, ohne in Latzhosen und Gesundheitssandalen durchs Leben zu gehen? Es ist einfach und bedarf nur eines Wechsels zum entsprechenden Stromanbieter. Der echte Ökostrom besteht zu 100 Prozent aus nicht-EEG-geförderter Elektrizität. Des Weiteren hat das Energieunternehmen eine weitreichende Philosophie zum Thema Nachhaltigkeit. Stromriesen, die gleichzeitig Kohlekraftwerke oder Atomkraftwerke betreiben, sind im engeren Sinne keine wirklichen Ökostromanbieter, denn ihr Angebot ist für einen breiten Kundenstamm geschaffen. Wem das Mehr an Nachhaltigkeit wichtig ist, schaut nach Erzeugern, die ihre Gewinne in Deutschland in Anlagen zur Produktion von Ökostrom reinvestieren und ausschließlich Ökostrom anbieten, der keine Anteile von EEG-geförderter Elektrizität enthält.

Weitere Merkmale eines nachhaltig arbeitenden Stromanbieters sind beispielsweise:

  • Die Unterstützung von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen
  • Die Förderung von und die Investitionen in Projekte im Bereich Umweltschutz
  • Die absolute Vermeidung von direkter Zusammenarbeit mit Kohle- oder Atomkraftwerken
  • Investitionen in Forschung und Entwicklung neuer Technologien zur nachhaltigen und mitweltschonender Energiegewinnung
  • Transparente Geschäftspolitik
  • Kundenorientierte Kommunikation und Information
  • CO² freie Betriebsstätten

Wo und wie finden Sie ein solches Unternehmen, das diese Kriterien erfüllt? Eine Auswahl:

Grüner Strom Label
wohl mit das strengsten Prüfsiegel im Bereich Ökostrom. Ein von Verbraucherinitiativen und namhaften Naturschutzverbänden empfohlener und getragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bonn. Das Label Grüner Strom und Grünes Gas wird nur dann vergeben, wenn die strengen Kriterien erfüllt sind. Energiekonzerne gehören nicht zu den Trägerverbänden des Vereins.

Ok Power Siegel
wird vergeben vom Verein EnergieVision mit Hauptsitz in Freiburg. Die Zertifizierung durch den Verein wird von Experten als sachgerecht und streng klassifiziert. Auf der Website können die Tarife der zertifizierten Unternehmen direkt verglichen werden.

TÜV Nord und TÜV Süd
prüfen Ökostromanbieter nach den eigens dafür entwickelten Standards EE01 und EE02. Die technischen Überwachungsvereine prüfen nicht nur, ob der produzierte Strom garantiert zu 100 Prozent aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen wird. Zusätzlich zertifiziert der TÜV auch die so genannten Regionalität. Regionale Produktion von Ökostrom hat den Vorteil, dass die technisch bedingten Transportverluste durch Stromleitungen gering ausfallen.

Weiterer Informationen zur nachhaltigen Qualität des Ökostroms finden sich in den Bewertungen der, nicht durch Werbung finanzierten, Zeitschrift Öko-Test oder dem unabhängigem Webportal EcoTopTen. Auch Umweltschutzorganisation wie Robin Wood und Greenpeace bieten industrieunabhängige Nachrichten zur Öko-Energie.
Vorsicht bei Internetplattformen, die sich selbst ein grünes Image verpassen, deren Geschäftsmodelle aber nur darin bestehen, möglichst hohe Provisionen mit der Vermittlung von neuen Stromkunden zu verdienen. Hier können Sie keine kritischen und wahrhaftigen Hintergrundinformation erwarten.

Mit etwas Leseaufwand finden Sie mittels dieser Hilfsmitteln und Informationsquellen die am besten bewerteten Ökostromanbietern. Willkommener Nebeneffekt ist, dass der  reine Ökostrom oftmals günstiger als die konventionell erzeugte Elektrizität vom regionalen Grundversorger ist. Hand aufs Herz- da fällt es leicht ein Aktivist zu sein. Sie müssen sich nicht mal an einen Baum ketten!

Tarif-Dschungel:
Wie Sie sich zum Ökostrom-Vertrag rüber schwingen

Auch wenn Sie es nicht sehen oder fühlen: Strom ist nicht gleich Strom! Und das gilt ganz besonders, wenn Sie auf der Suche nach nachhaltig erzeugter Elektrizität sind. Sich ohne Hilfestellung einen Weg durch den Tarif-Dschungel zu bahnen, dabei noch seinen favorisierten Energiemix zu beachten und den günstigsten Preis mit oder ohne Bonus über einen längeren Zeitraum zu finden, ist eine Wissenschaft für sich.

Sie können zur Tariffindung gängige Vergleichsportale zurate ziehen oder sich an eine professionelle Energieberaterin wenden. Im Internt finden Sie schnell einen Anhaltspunkt, was Sie preislich erwartet. Allerdings müssen Sie in der Regel über mehrere Reiter und Websites hinweg recherchieren, um herauszufinden, ob das Stromprodukt auch wirklich hält, was es verspricht. Denn die Portale können nicht deutschlandweit alle Tarife und Informationen zu allen Anbietern aktuell bereithalten. Schließlich geht es nicht um eine simple Auflistung von Ökostrom-Anbietern.

Der Wechsel zu einem anderen Stromlieferanten sollte dennoch einfach sein. Sie brauchen dazu lediglich Ihre aktuellen Verbrauchs- und Vertragsdaten. Der neu ausgewählte Stromanbieter kündigt Ihren alten Vertrag und fordert Sie eventuell auf, den Stromzähler tagesaktuell abzulesen. Innerhalb von drei bis vier Wochen ist der Wechsel dann vollzogen.

Falls Sie langfristig sicheren und günstigen Ökostrom nutzen möchten, lohnt sich das Gespräch mit einem Profi. 600 Energieberaterinnen an 900 Standorten beraten sie unabhängig bei der Findung der besten Strom- und gegebenenfalls auch Gastarife. Bei einem professionellen Energieberater ist das Vorgehen besonders einfach. Er oder sie brauchen nur Ihren alten Vertrag und eine Angabe zum gewünschten Energiemix. Alles andere wird dann fachmännisch für Sie erledigt. Insgesamt ist für Sie ein großes Sparpotenzial drin und darüber hinaus das schöne Gefühl, nicht nur grün zu reden, sondern auch grün zu handeln. So einfach kann man sich einen Weg durch den Ökostrom-Tarif-Dschungel bahnen und einen neuen Stromvertrag abschließen.

Atomkraft: Nein danke, Ökostrom: Ja bitte

Die Parole der Anti-AKW-Aktivisten war in den 80-er Jahren ein lautes: Atomkraft: Nein danke! Auf diese Weise verschafften sich die Vorreiter des Ökostroms Gehör und trieben die gute Sache voran. Neben der Abkehr von Atomkraft galt das Augenmerk in den Folgejahren der Vermeidung fossiler Energieträger bei der Stromerzeugung. Denn die menschengemachte Erderwärmung und der daraus resultierende Klimawandel sind offenkundige Tatsachen. Um etwas dagegen zu tun, reicht heute ein leises: Ökostrom: Ja bitte! Es ist einfach geworden, einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und mit einer Entscheidung für grüne Energie einen Schritt vorbildlich voranzugehen. Für Ihren eigenen Geldbeutel springt jährlich ein dickes Plus dabei herum. Warum also nicht schon heute wechseln und sparen?

Aktualisiert am 11. April 2024