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Debatte um Pflegevollversicherung

Fünf Gründe gegen die Pflegevollversicherung

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Die aktuelle Forderung nach einer Pflegevollversicherung stößt auf Kontroversen. Trotz steigender Eigenanteile in der Pflege dominieren politische Diskussionen über dieses Thema. Doch es gibt starke Gegenargumente gegen eine solche Versicherung. Paritätischer Gesamtverband, Verdi und Biva-Pflegeschutzbund haben sich für eine Pflegevollversicherung ausgesprochen, bei der private und gesetzliche Pflegeversicherung zusammengelegt würden. Dennoch gibt es Bedenken, die bei dieser Idee nicht außer Acht gelassen werden sollten.

  1. Unsolidarisch und Belastend: Eine Pflegevollversicherung ist unsolidarisch und könnte zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Das Umlageverfahren der gesetzlichen Pflegeversicherung, bei dem immer weniger Jüngere für immer mehr Ältere zahlen müssen, könnte durch eine erzwungene Einheitsversicherung noch instabiler werden.
  2. Verlust des Anreizes zur Eigenvorsorge: Die Gesetzliche Pflegeversicherung wurde bewusst als Teilabsicherung eingeführt, um Anreize zur Eigenvorsorge zu schaffen. Eine Pflegevollversicherung könnte diesen Anreiz untergraben und dazu führen, dass Menschen nicht mehr eigenverantwortlich für ihre Pflegekosten vorsorgen.
  3. Falsche Erwartungen und Finanzierungslücken: Der Begriff “Pflegevollversicherung” suggeriert eine umfassende Abdeckung der Kosten im Pflegefall. Tatsächlich würden jedoch nur pflegebedingte Eigenanteile übernommen. Die Kosten für Unterkunft, Pflege und Investitionen müssten weiterhin selbst getragen werden. Dies könnte zu falschen Erwartungen und letztendlich zu Finanzierungslücken führen.
  4. Kein sozialpolitischer Handlungsbedarf: Die bestehende Pflegeversicherung erfüllt sozialpolitisch ihren Zweck, da die meisten Pflegebedürftigen die stationäre Pflege aus eigenen Mitteln oder der Pflegeversicherung finanzieren können. Eine Pflegevollversicherung könnte die Mittel- und Oberschicht subventionieren, anstatt gezielt Bedürftige zu unterstützen.
  5. Hohe Kosten für die Gesellschaft: Eine Pflegevollversicherung würde zusätzliche Kosten von etwa 6 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Dies könnte die gesamte wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen und die Sozialabgabenquote über die 40-Prozent-Marke hinaus treiben.

Alternative Lösungsvorschläge für eine generationengerechte Reform der Pflegeversicherung liegen bereits auf dem Tisch. Unter anderem könnten der Generationenvertrag der Privaten Krankenversicherung oder das Konzept des Expertenrats “Pflegefinanzen” in Betracht gezogen werden. Eine sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile einer Pflegevollversicherung ist somit unerlässlich.