Wer Erwerbsminderungsrente beantragt, steht selten freiwillig an diesem Punkt. Der Körper macht nicht mehr mit, die Psyche streikt – und der Alltag wird zur Zumutung. Wer krank ist, braucht keine Behördenhürden, sondern eine Lösung. Doch genau das wird oft zur nächsten Belastung. Die Rente gibt es nicht einfach so. Sie müssen kämpfen, nachweisen, begründen, warten. Und Fehler kosten Zeit – oder die ganze Rente.
Bevor Sie überhaupt einen Antrag stellen, sollten Sie wissen, worum es geht. Erwerbsminderungsrente bekommt nicht, wer „nur“ krankgeschrieben ist. Es geht darum, ob Sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt überhaupt noch einsetzbar sind – und wie lange pro Tag. Mehr als sechs Stunden? Dann keine Rente. Drei bis sechs Stunden? Halbe Rente. Unter drei? Volle Rente. Klingt technisch, hat aber gewaltige Folgen.
Deshalb ist das Gutachten entscheidend. Ihre behandelnden Ärzte sind wichtig, aber sie entscheiden nichts. Das tut in der Regel der ärztliche Dienst der Deutschen Rentenversicherung. Und der sieht oft vieles anders. Deshalb sollten Sie Ihre Unterlagen wasserdicht machen. Lückenlos, nachvollziehbar, keine Widersprüche. Auch alte Diagnosen zählen, wenn sie Auswirkungen auf Ihre Erwerbsfähigkeit haben. Und ja – psychische Erkrankungen gelten genauso wie körperliche. Aber nur, wenn sie gut dokumentiert sind.
Der Antrag selbst ist bürokratisch. Er umfasst seitenweise Angaben zu Ausbildung, Beruf, Krankheiten, Behandlungen, Klinikaufenthalten. Wer hier nachlässig ist, riskiert Ablehnung. Sichern Sie alles ab. Holen Sie sich Hilfe – bei der Rentenversicherung, einem Sozialverband oder einem guten Rentenberater. Das ist kein Stolzthema, sondern Überlebensstrategie.
Wenn der Bescheid kommt, ist das Spiel oft nicht vorbei. Viele Anträge werden zunächst abgelehnt. Das bedeutet nicht, dass Sie kein Recht haben – nur, dass Sie Widerspruch einlegen müssen. Innerhalb eines Monats. Ohne Begründung wird der Widerspruch nichts bringen. Aber wer gut vorbereitet ist, hat eine reale Chance.
Erwerbsminderungsrente ist kein Geschenk. Sie ist ein Recht. Aber eines, das man sich oft erstreiten muss. Wer sich früh informiert, sauber dokumentiert und sich nicht entmutigen lässt, steht nicht als Bittsteller da – sondern als jemand, der weiß, wofür er ein Leben lang eingezahlt hat.