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Nach der EZB-Zinsentscheidung

Hoffnung auf sinkende Inflation, aber Risiken bleiben bestehen

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Die Notenbanken sind nach wie vor im Kampf gegen die Inflation, aber es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Lage langsam entspannt. Insbesondere der Rückgang der Inflation in den USA lässt hoffen, dass sich die Situation beruhigt. Im Mai fiel die Inflationsrate in den USA auf 4 Prozent, nachdem sie im Vormonat noch bei 4,9 Prozent gelegen hatte.

Die US-Notenbank Fed hat nach zehn aufeinanderfolgenden Zinsschritten nun eine Pause eingelegt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen hat den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte erhöht.

Es ist bemerkenswert, dass die beiden großen Zentralbanken unterschiedliche Maßnahmen ergreifen, um ihr Ziel zu erreichen. Arthur Brunner, Anleihehändler bei der ICF-Bank, findet das nicht überraschend. Er unterstützt die Entscheidung der EZB, den Leitzins weiter zu erhöhen, da sie später als die Fed begonnen habe, die Zinsen anzuheben.

Die Leitzinsen in den USA liegen nun bei 5,0 bis 5,25 Prozent, während die EZB den Leitzins mit der aktuellen Erhöhung auf 4,0 Prozent gebracht hat. Brunner ist der Meinung, dass die EZB noch Spielraum nach oben hat und die Bekämpfung der Inflation oberste Priorität hat.

Die Situation ist jedoch nicht mehr so eindeutig wie vor einem Jahr, als die Inflation zu galoppieren drohte. In Deutschland ist die Teuerungsrate erstmals seit längerem unter 7 Prozent gefallen. Auch die sogenannte Kernrate, die volatile Preise wie Energie und Lebensmittel außen vor lässt, ist gesunken. Dies ist ein wichtiges Signal für Experten, um die langfristige Entwicklung der Preise besser einschätzen zu können.

Silke Tober, Referatsleiterin beim Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, ist der Meinung, dass die EZB bereits vorher eine Pause hätte einlegen sollen. Sie warnt davor, dass weitere Zinserhöhungen erhebliche Risiken bergen könnten. Neben einer hohen Inflation besteht auch die Gefahr einer erhöhten Arbeitslosigkeit und einer gedämpften Wirtschaft.

Es gibt bereits erste negative Auswirkungen der Zinserhöhungen auf das Wachstum in der Eurozone. Die Wirtschaft ist Ende 2022 und Anfang 2023 geschrumpft. Dennoch sind die Inflationsprobleme noch nicht gelöst. Während sich beispielsweise Heizöl weiter verbilligt, sind viele Lebensmittel im Jahresvergleich immer noch deutlich teurer geworden. Daher rechnen viele Experten, einschließlich Arthur Brunner, damit, dass die EZB ihren Kurs beibehalten wird und im Juli die Zinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte erhöhen wird.

Wenn die Notenbanken erfolgreich sind und die Preise tatsächlich auf breiter Front nachgeben, könnte dies für Sparer erfreuliche Auswirkungen haben.